Ist die klassische Lebensversicherung wirklich sicher?

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Für viele Jahrzehnte galt die klassische Lebensversicherung als absolut sicher. Große Versicherungsgesellschaften garantierten eine bestimmte Erlebensleistung. Dazu gab bzw. gibt es noch immer strenge Vorgaben wie die Veranlagung auszusehen hat. Interessant ist auch zu beleuchten, warum Versicherungen so eine starke Durchdringung am Markt haben.

Begriffe/Berechnungsparameter bei der Lebensversicherung

Garantieverzinsung:

Die Garantieverzinsung die von den Gesellschaften garantiert wurde, war in den 90er Jahren bei 4% und liegt jetzt bei 0,5%.

Diese Verzinsung ist der sogenannte Höchstzinssatz, welchen die Versicherungen garantieren dürfen.

Es soll ja nicht sein, dass Versicherungen mit höheren Zinsen Kunden anlocken und dann, um diesen Zinssatz auch erzielen zu können, risikoreicher anlegen müssen und in Folge Kundengelder verloren gehen können.

Deshalb wurde der Begriff Höchstzinsverordnung ins Leben gerufen.

Zu den Garantiezinsen gab es (bzw. gibt es) auch noch unverbindliche Gewinnerwartungen, die über diesen Betrag hinausgehen können.

Diese Gewinne, die über den Höchstzinssatz hinausgehen, werden einmal jährlich gutgeschrieben und können für den Sparer nicht mehr verlorengehen.

In den 90er wurden Berechnungen angestellt, die von 4% Garantie und 2% Gewinnanteil ausgingen. Solche Verträge wurden ja durchaus auch für 30, 40 und mehr Jahre abgeschlossen. Warum wurden so lange Laufzeiten überhaupt vereinbart? Dazu später mehr.

Es handelt sich hier um Verträge, die in den nächsten Jahren/Jahrzehnten ablaufen werden.

Zum einen hören sich aus heutiger Sicht 6% super toll an.

Der Preisanstieg (VPI= >Verbraucherpreisindex) von Jänner 92 bis Jänner 93 betrug ca. 4%

Auf der einen Seite hatten wir 6% Ertrag, auf der anderen Seite hatten wir aber 4% Teuerung. Somit war der Nettovermögenszuwachs bei 2%.

Auch nicht schlecht, auf den ersten Blick. Nur steht in den kleingedruckten 60 Seiten der Bedingungen, dass der Garantiezinssatz nur auf den Sparanteil zu rechnen ist. Was ist der Sparanteil?

Wenn ich 100,– einzahle, dann spare ich 100,– also ist der Sparanteil 100,–. Ja, das ist aus Sicht des Sparers so, aber es fallen ja auch Kosten im Vertrag an. Das fängt bei der Versicherungssteuer an, geht bei den Verwaltungskosten weiter und gipfelt in den Vertriebskosten (Details später).

Unterm Strich blieben netto, wenn tatsächlich 6% erwirtschaftet wurden, beim Sparer knapp 4% über. Wenn der unverbindliche Gewinn nicht erwirtschaftet wurde, sondern nur die Garantie dann blieben beim Sparer 2% über, bei einer Preissteigerung von 4%! Sieht so eine richtig gute Altersvorsorge aus?

Und wenn wir uns später auch noch ansehen, in welche Wertpapiere die Versicherung investiert, ist das Wenige wenigstens sicher? Diese Frage müssen wir zu Recht stellen:

Begriffe/Berechnungsparameter bei der Lebensversicherung: Wie investiert eine Lebensversicherung?

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Eine Lebensversicherung hat strenge Vorgaben wie Sie das Geld der Sparer/Anleger zu investieren hat. Geregelt ist das in der Deckungsstockverordnung.

Der größte Anlageblock sind sogenannte Staatsanleihen, erster Bonität. Hier werden 70 bis 80 % der Summen investiert.

Erste Bonität genießen z.B. Anleihen die von Österreich oder Deutschland begeben werden.

Wenn Sie eine Anleihe von Anfang bis zum Ende halten, erhalten Sie die Zinsen ausgezahlt und am Ende die sogenannte Nominale, also den Kaufpreis.

Aktuell zahlt Deutschland für eine 10 jährige Anleihe: -0,39% , ja Sie lesen richtig, MINUS, das bedeutet, Sie als Anleger zahlen 0,39% pro Jahr.

Würden Sie jemanden Geld leihen und ihm dann auch noch Zinsen bezahlen? NEIN, ganz sicher nicht. Aber Sie tun es, wetten? Oder gehören Sie zu den 1% der Bevölkerung, die keine Lebensversicherung halten?

Natürlich wird nicht alles in Anleihen investiert, ein kleiner Anteil noch in Immobilien und Aktien.

Versicherungen sitzen tatsächlich noch auf einem großem Vermögenswert an Immobilien. Aber diese Reserven werden auch einmal aufgebraucht sein.

Es wird der Tag kommen und die erste Versicherung wird zahlungsunfähig sein und der bereits existierende Paragraf 316 des VAG wird zur Anwendung kommen.

Grob besagt dieser Paragraf, wenn die Gesellschaft in Zahlungsnöten ist, werden jedenfalls Auszahlungen gekürzt oder überhaupt eingestellt.

Hier zum Nachlesen

Jetzt haben wir ein wenig hinter die Kulissen geblickt, jetzt verstehen Sie, warum die Lebensversicherung nicht rentabel sein kann und auch noch höchst unsicheren Zeiten entgegenstrebt.

Aber warum ist die Lebensversicherung so stark verbreitet am Markt?

Jetzt lassen wir Sie ein wenig hinter den Vorhang der Finanzindustrie blicken.

Warum wird eine Lebensversicherung so gerne vom Vertrieb angeboten?

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Schuld daran ist ein Finanzmathematiker namens August Zillmer (1831–1893). Dieser hat erkannt, dass, wenn der Vertrieb ordentlich entlohnt wird, auch die Produkte verkauft werden.

Er hat Versicherungstarife eingeführt, bei denen der Vertriebsmitarbeiter gleich zu Beginn der Vertragslaufzeit seine gesamte Provision bekommt. Das ist für den Vertriebsmitarbeiter natürlich von Vorteil. Aber woher kommt das Geld?

Herr Zillmer hat Tarife errechnet, bei denen die gesamte Abschlussprovision von der Gesellschaft vorfinanziert wird und diese samt Sollzinsen dem Versicherungsvertrag in den ersten Jahren entnommen werden.

Zu Beginn wurden die Kosten im ersten Jahr entnommen, aktuell werden die Kosten dem Vertrag über 5 Jahre verteilt entnommen.

Ja, aber wie hoch sind denn diese Abschlusskosten? Das verheimlichen dann doch die meisten Berater und reden um den heißen Brei herum.

Da kommen dann schon ordentliche Summen zusammen.

Ein Beispiel:

Sie schließen einen Vertrag über Euro 100,– Sparrate pro Monat auf 30 Jahre ab. Die Vertragssumme beträgt Euro 36.000,–.

Die Abschlussprovision ist ca. 5 bis 6% auf die Vertragssumme, bei 5% immerhin Euro 1.800,– die an den Vertrieb gehen und Ihrem Vertrag entnommen werden.

Diese Euro 1.800,–, die Ihrem Vertrag entnommen werden, sind im aktuellem Zinsniveau nicht mehr aufzuholen. Dazu kommen ja auch noch andere Kosten, die anfallen: Verwaltungskosten der Versicherung, Versicherungssteuer und eventuell auch Risikokosten.

Die einzigen, die hier profitieren: die Gesellschaft und der Vertrieb, Sie als Kunde bleiben auf der Strecke.

Das ist einer der Gründe, warum wir uns als Verein, die Geldretter, zusammengefunden haben.

Wir wollen eine Gewinnsituation für alle.

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