Ist das Geld am Sparbuch wirklich sicher? – Teil 1

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In den Köpfen der Österreicher gilt das Sparbuch tatsächlich noch als sicher. Das ist ein Grund, warum wir das hier ein wenig beleuchten wollen. Ist dies ein Irrglaube oder können Sie tatschlich mit Sparguthaben auf der Bank gut schlafen.

Um hier ins Detail gehen zu können, müssen wir natürlich erst einmal den Begriff Sicherheit, der ja für jeden etwas anderes bedeuten kann, auflösen.

Teil 1: Physischer Verlust von Geld

Es gibt es mehrere Szenarien, warum Geld weg sein kann. Ohne eine vollständige Aufzählung machen zu wollen, finden Sie hier die wichtigsten.

  • Diebstahl und Raub
  • Misswirtschaft durch die Bank/Bankpleite
  • Staatlicher Zugriff/Zwangsabgabe

Diebstahl und Raub:

Ja, aus dieser Sicht betrachtet, ist das Geld auf der Bank tatsächlich sicherer als zu Hause unter dem Kopfpolster.

Die Zeit der spektakulären Bankraube ist zwar vorbei, aber selbst, wenn die Bank überfallen wird, ist doch nie tatsächlich auch ein Kunde vom Verlust betroffen gewesen.

Also, diesen Punkt können wir getrost im Sinne der Anleger positiv abhaken.

Misswirtschaft durch die Bank/Bankpleite:

Hier müssen wir jetzt einmal erklären, was ist denn ihr Sparguthaben eigentlich? Rein rechtlich ist das Geld, das Sie auf die Bank legen, ein Kredit an die Bank. Die Bank ist ein Unternehmen und ist vertraglich verpflichtet zu den ausgemachten Konditionen (Zinsen, Laufzeit) das Geld auch wieder zurückzuzahlen.

Damit die Bank Ihnen auch Zinsen bezahlen kann, arbeitet die Bank auch mit Ihrem Geld. Der ursprüngliche Gedanke war, dass diese Bankeinlagen dazu verwendet werden, anderen Firmen oder Personen Kredite zu geben.

Also, hier tun sich dann die ersten Problemfelder auf: Natürlich liegt das Geld, das Sie zur Bank gebracht haben, nicht dort, sondern ist im Geldkreislauf unterwegs. Grob kann man sagen, dass die zehnfache Summe Ihrer Einlagen die Bank wieder in Form von Krediten investiert.

Würden jetzt alle Einleger gleichzeitig zur Bank laufen und das Geld abholen wollen, wäre die Bank auf einen Schlag zahlungsunfähig und müsste Konkurs anmelden – ohne dass die Bank jetzt schlecht gewirtschaftet hätte.

Jetzt gibt es natürlich auch die Möglichkeit, dass einzelne Institute schlecht wirtschaften, z. B. leichtfertig Kredit vergeben und die Kreditnehmer ihrerseits den Kredit nicht mehr zahlen können und somit die Bank einen sogenannten „notleidenden“ Kredit hat. Der Kredit wird abgeschrieben und steht auf der Verlustseite der Bank.

Einzelne Kredite, die ausfallen, werden eine Bank nicht in den Konkurs treiben, aber bei prekärer Wirtschaftslage könnte es doch passieren, dass mehrere Kreditnehmer, auch Firmen, Ihre Darlehen nicht mehr zahlen können und auch die Bank zahlungsunfähig ist, somit im Konkurs ist und Sie wiederum Ihre Forderungen (Ihre Spareinlagen sind Forderungen gegenüber der Bank) nicht durchsetzen können.

Im Konkursverfahren werden zunächst alle Geschäfte gestoppt, ein Verwalter wird die Geschäfte zu ordnen versuchen und alle Vermögenswerte zu Geld zu machen. Erst dann werden die Gläubiger (Sie als Sparer sind Gläubiger) bedient.

Vereinfacht: wenn das Vermögen der Bank 100 ist, die Summe der Gläubigerforderung aber 200 beträgt, bekommen Sie die Hälfte der Forderung zurück.

Also mit einem Schlag 50% Verlust. Die Erfahrung zeigt, dass bei Insolvenzen eher Quoten von 20% realistisch sind.

Was wiederum für Sie bedeutet: 80% Ihres Geldes sind weg.

Fazit: durch eine Bankpleite können Sie nahezu Ihr Vermögen verlieren.

Aber halt: es gibt ja noch die Einlagensicherung. Ist die Einlagensicherung tatsächlich sicher oder nur eine Beruhigungspille?

Die Einlagensicherung, tatsächlich sicher oder nur eine Beruhigungspille?

Gehen wir ein paar Schritte zurück: warum wurde die Einlagensicherung geschaffen?

Man wollte die kleinen Sparer genau vor solchen Szenarien wie einzelne Bankpleiten schützen. Die Einlagensicherung betrug viele Jahre lang ATS 100.000,– ,also umgerechnet ca. Euro 7.000,– . Sie war von der Höhe her tatsächlich auf den Kleinsparer ausgelegt.

Im Zuge der Finanzkrise 2008 wurde die Einlagensicherung für Privatpersonen auf unbegrenzte Summe erhöht und danach für Privatpersonen pro Person und Bankinstitut auf Euro 100.000,– reduziert.

Erstens sind 100.000 Euro nicht unbedingt der Betrag mit dem man Kleinanleger schützt und außerdem hat sich der Staat mit der Reduktion von unbegrenzter Einlagensicherung auf nur Euro 100.000,– aus der ursprünglichen Einlagensicherung zurückgezogen.

Bevor wir jetzt zum Einlagensicherungsfonds kommen, sehen wir am ersten Blick schon wer und was nicht geschützt ist:

Geschäftskonten und Privatkonten über Euro 100.000 Einlage, hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Wie sieht der Einlagensicherungsfonds aus und welche gesetzlichen Grundlagen sind implementiert:

Es wurde gesetzlich geregelt, dass bis zum 3.7. 2024 dieser Sicherungsfonds mit 0,8 vH der erstattungsfähigen Einlagen dotiert wird.

Das bedeutet, für Euro 1.000 Einlage landen Euro 8 im Fonds, der aber erst bis zum 3.7. 2024 von den Banken befüllt werden muss.

Aktuell ist dieser Fonds mit ca. Euro 750 Mio dotiert (die Bankpleite Commerzialbank Burgenland und AAB Anglo Austrian Bank unberücksichtigt).

Insgesamt gibt es in Österreich zur Zeit Einlagen in der Höhe von ca. Euro 290 Mrd.

Sie brauchen kein Rechenkünstler zu sein, um zu erkennen, dass die Sicherheit des Einlagensicherungsfonds nur ein Placeboeffekt ist.

Bankpleiten sind im BASAG (Banken Sanierungs- und Abwicklungsgesetz) geregelt.

Im § 48 sind die Ziele des Gesetztes festgehalten, sie bestehen aus 5 Punkten:

In Punkt 1-3 geht es um die Sicherung staatlicher Funktionen und den Schutz öffentlicher Gelder, im Punkt 4 geht es um die Sicherung der gesicherten Einlagen, in Punkt 5, als letztes, geht es um die sonstigen Gläubiger einer Bank (also ungesicherte Einlagen oder Anleihen).

Spätestens jetzt sollten Sie erkennen, dass es in den Gesetzen nicht um Ihre individuelle Sicherheit geht, sondern um das Wohl der Allgemeinheit.

Sie können das gerne als Denkanstoß und Handlungsaufforderung sehen.

Staatlicher Zugriff auf Bankguthaben

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Der Staat hat die Aufgabe, dass die Gesellschaft funktionieren kann, dass Grundbedürfnisse gedeckt werden, dass die Sicherheit gewährleistet ist, dass die Infrastruktur finanziert wird, für Ausbildungsmöglichkeiten gesorgt wird, usw.

Das kostet alles Geld, daher werden vom Staat Steuern eingehoben.

In guten Zeiten funktioniert das ja ganz gut, die Einkommen steigen, der Konsum steigt, somit auch die Einkommens- und Konsumsteuern.

Steuermittel werden nicht effizient eingesetzt und teilweise verschwendet, kaum einer merkt es, da die Mittel die nicht aus den Steuereinnahmen kommen, einfach als neue Schulden aufgenommen werden.

Was hat das jetzt mit Ihren Bankguthaben zu tun? Viel: Wenn die oben genannten Grundaufgaben aus den Steuermitteln nicht mehr finanziert werden können (z.B. Einbruch der Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit = geringere Steuereinnahmen und höhere Sozialaufwendungen), dann muss sich der Staat auf die Suche nach alternativen Geldquellen machen.

Dazu werden in erster Linie schnell und leicht verfügbare Quellen angezapft. Die leichteste, hoch dotierte und am schnellsten verfügbare Quelle, ist ein Bankkonto.

Eine Strafsteuer auf Kontoguthaben geht auf Knopfdruck. Seien Sie gewiss, eine solche Maßnahme wird im Nationalrat nicht lange diskutiert, dies würde ja bedeuten, dass Sie noch Ihr Geld abheben könnten.

Eine solche Maßnahme wird Sonntag Abend mit ernster Stimme vom Bundeskanzler als Notwendigkeit verkündet und am Montag umgesetzt.

Auf Knopfdruck sind dann beispielsweise 20% Ihrer Guthaben weg. Das Ganze wird sicher sozial verträglich gestaltet, damit die kleinen Sparer, die Masse der Bevölkerung, nicht zu Schaden kommt.

Somit wird man erreichen, dass es zu keinen größeren Unruhen kommt, denn die soziale Umverteilung ist in manchen politischen Lagern sowieso Programm. Und eine Strafsteuer ist nichts anderes als eine Umverteilung von Ihrem Konto auf das der Allgemeinheit.

Sie sehen, es gibt viele Gründe, sein Geld nicht zur Gänze auf der Bank zu haben. Dabei haben wir jetzt einmal nur einen Aspekt der Sicherheit beleuchtet, nämlich jenen des physischen Verlusts des Geldes.

Im Teil 2 Erfahren Sie, welche Verlustmöglichkeiten es noch gibt.

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