Der Anblick schöner, alter Autos bewirkt bei vielen Menschen ein besonderes Gefühl. Der Verstand weicht der Emotion und dem Gefühl. Menschen schwelgen in Erinnerungen oder beginnen zu träumen.
Wer kennt nicht Geschichten von Oldtimer-Liebhabern, die von traumhaften Wertsteigerungen berichten? Aber ist es wirklich so, dass jeder Oldtimer immer eine attraktive Wertentwicklung mitmacht? Und welche Voraussetzungen benötigt ein Oldtimer um als Krisenschutz verwendbar zu sein?
Der Oldtimer als Wertanlage?
Spitzenpreise für einen Ferrari F50 um 3,2 Mio US$ oder einen Bugatti 55 Two-Seat Supersport um 4,6 Mio € sind bestimmt die Ausnahme denn die Regel. Und wer hatte schon so viel Geld, um sich seinerzeit ein solches Gefährt leisten zu können? Häufig steht für viele wahrscheinlich zunächst eher die Leidenschaft zu alten Autos beim Kauf eines Oldtimers im Vordergrund und nachgelagert vielleicht erst eine gewinnbringende Geldanlage.
Generell gilt beim Kauf natürlich das Prinzip von Angebot und Nachfrage, so wie bei allen Anschaffungen bzw. Verkäufen. Der Preis wird nach den Gesetzen des Marktes gebildet. Wenn sich viele Menschen für ein Modell interessieren, dann kann ein guter Preis erzielt werden. Je seltener ein Auto bzw. Modell ist, desto höher sein Preis. Grundsätzlich wird ein Auto, das besonders selten ist bzw. wurde, einen höheren Preis erzielen.
Was erwarten Käufer von Oldtimern?
Was beeinflusst noch die Höhe des Preises eines Oldtimers? Eine nachvollziehbare und lückenlose Geschichte des Autos, Belege zu erledigten Reparaturen und Restaurationen sowie ein gepflegter Zustand werden den Wert des Oldtimers positiv beeinflussen.
Der Markt entwickelt sich allerdings in letzter Zeit zu einem Käufermarkt. Käufer haben Autos in hervorragendem Zustand und perfekter Restaurierung im Visier. Und besondere Wertsteigerungen sind bei Automobilen erst ab einem sechsstelligen Betrag zu erzielen. Bei geringeren Beträgen für Oldtimer wirken sich die laufenden Kosten der Erhaltung negativ in Bezug auf eine lukrative Geldanlage aus.
Welche weiteren Faktoren bestimmen u.a. noch den Wert eines Oldtimers? Einerseits findet man am Markt verschiedene Zustandsnoten von 1 – 5 und andererseits bestimmen der Zustand von Blech, Lack, Chromteilen, Dichtungen/Gummiteilen, Glas, Reifen, Fahrgastraum, Motorraum, Motor, Kofferraum den Preis. Je besser die Zustandsnote, desto höher der erzielbare Preis.
Womit die wenigsten kalkulieren…
Wenn nun aber an eine profitable Wertanlage gedacht wird und ob ein Oldtimer dafür geeignet erscheint, müsste der bei einem allfälligen Verkauf zu erzielende Preise auch die laufenden Kosten des Oldtimers abdecken. Darunter fallen u.a. Wertgutachten, Steuern, Versicherungen, Reparaturen, Ersatzteile, Garagierung. Und einen laufenden Ertrag wird der Oldtimer wohl in den seltensten Fällen liefern.
Somit scheint der Oldtimer, außer in einem ganz bestimmten hochpreisigen Segment, als Wertanlage nicht besonders geeignet.
Wie sieht es nun beim Faktor Oldtimer als Krisenschutz aus?
Der Oldtimer als Krisenschutz?
Als Krisenschutz müsste der Oldtimer folgende Eigenschaften aufweisen: er müsste für die Deckung des täglichen Bedarfs irgendeinen Ertrag abwerfen oder es müsste durch Teilverkäufe Liquidität geschaffen werden.
Betrachten wir den ersten Aspekt der Erzielung von Erträgen. In Krisenzeiten scheint es eher unwahrscheinlich, dass etwa aus der Vermietung eines Oldtimers Einkünfte zu erzielen sind – die Menschen werden zu diesen Zeiten wohl andere Gedanken und Vorlieben haben.
Wie sieht es mit dem zweiten Aspekt, einem Teilverkauf, aus? Die Sitzbank oder den Spiegel zu verkaufen, um an lebensnotwendige Güter heranzukommen, ist ebenfalls nicht realistisch. Wenn ein Verkauf möglich sein sollte, dann als Ganzes.
D.h., dem Oldtimer fehlt der in Krisenzeiten so wichtige Aspekt der Liquidierung von Vermögenswerten.
Wer bezahlt in schlechten Zeiten die laufenden Kosten?
Zusätzlich wird der Oldtimer auch in schlechten Zeiten weiterhin laufende Kosten verursachen, so dass statt einem Rückfluss an Geld noch zusätzliches Geld aufgewendet werden muss. Zwar wird man das Fahrzeug abmelden können, so dass zumindest die Steuern und die Haftpflichtversicherung als Kostenfaktor wegfallen. Die Kosten für die Einstellung des Fahrzeuges und Pflege des Oldtimers werden jedoch weiter zu bedienen sein.
Einen Käufer für den Oldtimer in Krisenzeiten zu finden, wird sich ebenfalls als nahezu unmöglich zu lösende Aufgabe herausstellen. Wenn überhaupt ein Käufer gefunden werden kann, dann wird der erzielbare Preis denkbar niedrig ausfallen, weil der Käufer höchstwahrscheinlich die Notsituation des Verkäufers ausnützen wird.
Als Sachwert bleibt der Oldtimer während der Krise dem Eigentümer erhalten. Er unterliegt nicht dem Risiko gänzlichen Wertverfalls wie bei Finanztiteln. Das Totalverlustrisiko durch mögliche Beschädigung, Vernichtung oder Diebstahl wohnt dem Oldtimer allerdings trotzdem inne.
Fazit: Oldtimer können somit eine Krise überstehen, als Krisenschutz stellen sie jedoch keine besonders gute Anlageform dar.
Was zeichnet einen wirkungsvollen Krisenschutz aus?
In einer echten Krise, so wie sie unsere Großeltern erlebt haben, herrschen keine normalen wirtschaftlichen Verhältnisse vor. Wir, die Menschen der heutigen Generation, können uns diese Umstände nicht vorstellen, weil wir seit mehr als 70 Jahren wirtschaftlichen Aufschwung erlebt haben.
Allerdings: Könnte es sein, dass eine Krise angesichts der aktuellen Situation vor der Tür steht? Noch nie hat seit dem Ende des 2. Weltkriegs ein wirtschaftlicher Abschwung in der Größenordnung von mehr als 10% stattgefunden, die sozialen Kassen sind leer, steuerliche Einnahmen brechen weg und die Staatsschulden explodieren förmlich. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit bzw. Auftragsrückgänge in der Wirtschaft stellen auch nicht gerade Merkmale von prosperierenden Zeiten dar.
In einer echten Krise wird vor allem wieder Knappheit herrschen. Wer dies nicht für möglich hält, erinnere sich an die eigenartige Situation der Knappheit von Toilettenpapier im März 2020. Knappheit an Waren aber auch Knappheit liquider Mittel sind äußerst wahrscheinliche Ereignisse, die den Großteil der Bevölkerung treffen werden. Denken Sie an die Zustände in Zypern und in Griechenland anlässlich der Bankenkrisen als die Bankomaten täglich nur 60 € ausspuckten. Liquiditätsknappheit wird nicht alle treffen, sondern leider nur diejenigen, die nicht für entsprechend richtig veranlagte Liquidität vorgesorgt haben.
Aber wie kann für solche Fälle wirkungsvoll vorgesorgt werden?
Wie kann sich der einzelne vor der Krise wappnen?
Der Oldtimer, so wie wir es zuvor gesehen haben, ist für diese Fälle nicht die geeignete Vorsorge. Es benötigt also Mittel, die kleinteilig und jederzeit verfügbar sind und ihren Wert auch in Krisenzeiten nicht verlieren.
Erinnern Sie sich noch an Erzählungen Ihrer Großeltern, dass Menschen in Krisenzeiten Mangel an Lebensmitteln hatten? Oder infolge Arbeitslosigkeit nicht ausreichend Geld zur Verfügung hatten, um sich Dinge des täglichen Bedarfs zu beschaffen? Es herrschte also Mangel an Gütern und Mangel an Liquidität.
Wie versuchten die Menschen, diesen Mangel zu lösen? Sie gingen zu Menschen, die keinen Mangel an Lebensmitteln hatten bzw. tauschten ihre Vermögenswerte gegen verfügbares Geld. „Gewinner“ in dieser Zeit waren einerseits Bauern, die über die entsprechenden Lebensmittel verfügten und andererseits Menschen, die über genügen finanzielle Liquidität verfügten.
Was aber tauschten die Menschen, um an die lebensnotwendigen Dinge heranzukommen? Sie versilberten ihren Schmuck, ihre Uhren, ihre Silbermünzen oder ihre Goldmünzen. Die Preise, die sie für ihren Schmuck oder ihre Uhren erzielten, waren bestimmt nicht diejenigen, die sie für ihren Kauf aufwenden mussten. Auch in der Krise bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Glücklich konnte sich der zählen, der über eine entsprechende „Ersatzwährung“ verfügte.
Somit kann festgehalten werden, dass als Krisenschutz eine „Ersatzwährung“ von Bedeutung ist, die entsprechend kleinteilig ist, jederzeit von der Bevölkerung akzeptiert wird und einen eigenen „inneren Wert“ besitzt.
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