Vielen Menschen dämmert es nun doch schon: Das Geld am Sparbuch oder auch in der Lebensversicherung ist nicht mehr wirklich sicher. Die Gefahren, die dort lauern, sind mannigfaltig: Bankenpleiten, staatlicher Zugriff, oder Schuldenschnitt, um nur einige zu nennen.
Da es auch keine Zinsen auf der Bank gibt, lagern jetzt immer mehr Menschen ihr Bargeld in Tresoren zu Hause oder ganz einfach, im wahrsten Sinne des Wortes, unter dem Kopfpolster.
Wo lauern nun die Gefahren bei dieser Art der Rücklagenbildung?
Gefahr durch Untergang
Diese Gefahr ist natürlich nicht allzu hoch, aber doch evident: durch einen Brand oder durch Naturkatastrophen kann auf einen Schlag alles gelagerte Geld weg sein. Bei einem Brand beispielsweise wird wohl das Gebäude und in den meisten Fällen auch der Gebäudeinhalt gut versichert sein, aber Bargeld ist nur in sehr geringen Mengen versicherbar. Laut Brandschutzforum gibt es in Österreich etwa 25.000 Brände im Jahr, die meisten natürlich in kleinem Rahmen. Nur in wenigen Fällen gibt es Totalschäden, aber es reicht ein Schaden: Nämlich dann, wenn es Sie betrifft und Sie Ihre Ersparnisse zu Hause gelagert haben und diese dann vernichtet sind.
Gefahr durch Raub und Diebstahl
Die Chance seine Wertgegenstände und, wenn zu Hause gelagert, auch sein Bargeld durch Raub oder Diebstahl zu verlieren, ist nicht so gering. In Österreich gab es 2019 knapp 9.000 angezeigte Wohnungseinbrüche (Quelle Statista 2020). Hier gilt ebenso, wie bei Brand oder Naturkatastrophen, der Versicherungsschutz ist hier nur sehr gering gegeben. Bargeld, nicht im Safe, wird hier etwa bis zu ca. Euro 2.000 ersetzt. Im Safe der Sicherheitsklasse EN1 bis zu Euro 65.000 (Produktbeispiel: Grazer Wechselseitige Versicherung).
Aber wer hat denn schon einen Safe dieser Sicherheitsklasse zu Hause? Und dieser Wert inkludiert dann auch noch den Schmuck und andere Wertgegenstände – selbst hier werden die Grenzen dann sehr schnell überschritten. Wenn es die Lebensersparnisse sind, dann ist dieses Risiko einfach zu hoch, weil nicht einschätzbar. Ein weiteres Problem, wenn Bargeld gestohlen wird: wie weisen Sie der Versicherung nach welcher Betrag im Safe gelagert wurde?
Bargeldverbot
Vor einigen Jahren kaum denkbar aber nun von höchster Stelle immer öfter diskutiert: Das Verbot von Bargeld bzw. die Abschaffung oder drastische Reduktion von Bargeld. Erste Schritte, das Bargeld unattraktiver zu machen, sind ganz einfach und auch schon gesetzt worden: Es werden keine großen Geldscheine mehr gedruckt, somit wird die Lagerung schon einmal sehr verkompliziert.
Natürlich gibt es für die Abschaffung von Bargeld auch hehre Argumente: Geldwäsche wird erschwert, Kosten werden reduziert (Bargeld muss ja produziert werden und immer wieder ausgetauscht werden), Steuerhinterziehung (Stichwort Schwarzarbeit) wird erschwert.
Dazu gibt es aber auch im Hintergrund andere Gedankengänge und Strategieüberlegungen, um das Bargeld abzuschaffen oder zumindest drastisch zu reduzieren. Spielen wir das Beispiel der Negativzinsen durch:
Am Bankkonto ist es ganz einfach, diese Negativzinsen umzusetzen, das funktioniert auf Knopfdruck. Bei Bargeld gibt es dazu kein praktikables Szenario. Außerdem würde jeder Bürger, dem Negativzinsen verrechnet werden, sofort das Geld abheben und dabei wirtschaftlich besser aussteigen. Damit wäre wiederum aber einem Bankenrun und damit einer Bankenpleite nichts mehr entgegenzusetzen. Wenn jetzt so ein Bargeldverbot bzw. eine Bargeldlimitierung käme und dies in Kombination mit einer Währungsreform, dann würden die Halter gezwungen sein, ihre Bargeldbestände zur Bank zu bringen, um die neue Währung zu erhalten.
Damit wäre die Strategie, Bargeld als (diskrete) Krisenreserve zu halten, obsolet, da dann die alten Scheine ungültig wären.
Währungsreform
Auch eine Währungsreform kann Inhaber von Bargeld ganz schön fordern. Es muss gar nicht sein, dass es eine Reform ist, welche unsere Großeltern erlebt haben, nämlich dass tatsächlich auch gleich die Kaufkraft beschnitten wurde, das Vermögen dann de facto weg war. Es genügt schon, wenn eine Währung gegen eine neue getauscht wird, oder alte Scheine gegen neue. Denn die alten Scheine verlieren irgendwann ihre Gültigkeit und können dann nicht mehr in den Verkehr gebracht werden.
Das heißt also Folgendes: Gibt es eine Währungsreform, müssen Sie zur Bank, um ihr Geld in neue Scheine umzutauschen. Möglicherweise geht das dann aber nur in sehr kleinen Beträgen.
Mit der Diskretion ist es dann jedenfalls aus, ohne Legitimierung geht dann nichts mehr.
Sie sollten, wenn Sie ihr Geld dann umtauschen wollen, jedenfalls die Mittelherkunft nachweisen können.
Wir haben gehört, dass es jetzt schon Banken gibt, die nicht wollen, dass größere Bargeldmengen auf das eigenen Konto einbezahlt werden. Die Geldwäschebestimmungen sind sehr streng und keine Bank will da anstreifen, die Strafen für Fehlverhalten sind exorbitant hoch. Für reine Bargeldeinzahlungen, an der die Bank ja nichts verdient, ist diese nicht Willens die Mittelherkunftsprüfung durchzuführen, also lehnt sie es gleich ab, größere Beträge anzunehmen.
Vermögensübergang
Ja, auch an das sollte man denken. Irgendwann ist es ja Zeit, die schöne Erde zu verlassen und für geordnete Nachlassverhältnisse zu sorgen. Was passiert dann mit Ihren Bargeldbeständen? Wenn Sie diese gut versteckt haben, dann bleiben diese auch gut versteckt. Keiner weiß ja etwas davon, bzw. selbst dann, wenn geahnt wird, dass Geld da sein sollte, muss man es ja auch noch finden. Das klingt vielleicht etwas komisch, ist aber tatsächlich so. Wie erklären Sie sich sonst, dass laut österreichischer Nationalbank immer noch 7 Milliarden Schilling im Umlauf sind (Stand 30. Juni 2018). Das entspricht immerhin einem Gegenwert von 506,6 Millionen Euro. Da wird sicher der eine oder andere Sammler darunter sein, aber in vielen Fällen wird es sich wohl um versteckte „Schätze“ handeln, die niemand mehr finden wird.
Sollte in Ihrer Verlassenschaft dann tatsächlich das Bargeld gefunden werden, ist natürlich für Ihre Erben auch schwierig die Mittelherkunft zu erklären. Wenn Ihre Erben das Geld in den Umlauf bringen wollen, beispielsweise durch einen Hauskauf, ist die Herkunft zu erklären. Ob der Erklärung, das Geld befand sich in der Lade des Erblassers, immer Glauben geschenkt wird, bleibt abzuwarten.
Kaufkraftverlust
Der Kaufkraftverlust ist wohl jene Gefahr, die am meisten unterschätzt wird. Das liegt wohl daran, dass man sie nicht sieht, nicht hört und am ersten Blick auch nicht spürt.
Ein 100 Euro Schein ist auch in 10 Jahren noch ein 100 Euro Schein, er sieht gleich aus, es ist das gleiche drauf, muss ja so sein, ist er ja der gleiche 100 Euro Schein, lag er doch bei Ihnen zu Hause.
Nehmen wir einmal an, Sie sind jetzt 30 Jahre alt und Sie haben 30.000 Euro zu Hause als Ersparnisse gelagert. Sie trauen den Banken nicht und auch andere Anlageformen kommen für Sie nicht in Frage. Sie brauchen das Geld nicht und legen es auf die Seite, um zum Pensionsantritt eine größere Anschaffung zu tätigen. Vielleicht müssen Sie dann ein Firmenauto zurückgeben und wollen ein Auto kaufen. Für Euro 30.000 bekommen Sie aktuell schon einen gehobenen Mittelklassewagen.
In den letzten 35 Jahren war die Inflation (= Preissteigerung =Kaufkraftverlust) kumuliert über 100%.
Das bedeutet für Sie, das Auto, welches heute Euro 30.000 kostet, wird, wenn Sie in Pension gehen, Euro 60.000 kosten, die Sie aber nicht im Tresor haben.
Also können Sie sich dann einen PKW kaufen der heute etwa Euro 15.000 kostet.
Somit haben Sie garantiert zumindest 50 % Ihres Kapitals (gemessen an der Kaufkraft) eingebüßt.
Das Beispiel wurde berechnet mit den offiziellen Inflationszahlen, die tatsächlichen Inflationszahlen können da ganz schön abweichen, diese orientieren sich am durchschnittlichen Warenkorb. Ob Sie ein durchschnittlicher Konsument sind, müssen Sie selbst beurteilen.
Wenn wir jetzt auch noch aus der Geschichte des Geldes lernen wollen, dann erkennen wir, dass hohe Staatsschulden sehr oft in sehr hohen Inflationsraten münden können.
Nehmen wir dann nur einmal 5 % Inflation pro Jahr, das ist ja tatsächlich nicht überbordend hoch und hört sich auch gar nicht so schrecklich an. Diese 5 % würden sich in 35 Jahren aber auf 451 % kumulieren.
Was bedeutet das auf Ihr Fahrzeug umgelegt? Was jetzt Euro 30.000 kostet, wird in 35 Jahren dann Euro 165.000 kosten.
Oder umgelegt, mit Ihren Euro 30.000 in 35 Jahren können Sie sich heute den Gegenwert von ca. Euro 5.500,- leisten.
Um beim Fahrzeugvergleich zu bleiben: statt eines gehobenen Mittelklassewagens werden Sie dann ein Top Elektrofahrrad bekommen. Zumindest umweltfreundlich sind sie damit unterwegs.
Wenn wir zusammenfassen, kommen wir zum Ergebnis, dass die Haltung von Bargeld nur Risiken birgt, die Sie kaum oder meist gar nicht beeinflussen können.
Und die größte, sogar garantierte Gefahr, ist der Kaufkraftverlust. Wenn Sie Ihr Geld nicht auf die Bank legen wollen und diskret veranlagt haben wollen, dann brauchen Sie jedenfalls etwas, was einen inneren Wert besitzt, sich nicht abnutzt und immer nachgefragt sein wird. Nur so werden Sie tatsächlich auch Rücklagen bilden können.
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